nouveaux
deuxdeux


Exhibitions
Artists
Fairs
About

News














Amalienstr. 22
80333 Munich

Wed - Fri  12 - 6 pm
Saturday   12 - 4 pm


contact@deuxdeux.de
+49 175 1644526
+49 179 1050088


newsletter
instagram


























         NV
         X2



Steffen Jopp 
Schutz vor Verwundung
27 May- 24 June 2023



Wir freuen uns sehr, die erste Einzelausstellung von Steffen Jopp (*1991, Iserlohn) in unseren Ausstellungsräumen und überhaupt in München zu präsentieren. Gezeigt werden neue Arbeiten zweier Werkgruppen, zum einen aus Edelstahl gearbeitete Skulpturen, zum anderen Bilder auf Leder.

Es sind fließende, biomorphe Wesen mit vorder- wie rückseitigen Gesichtern, die an alte Mythen von Naturvölkern, vergangene Zivilisationen anknüpfen. Sie erinnern an Gestaltwandler, Skinwalker, die sich fremder Häute bedienen, aus ihren Fetisch-Tieren Kraft beziehen. Auf Menschenhaut schmiegt sich das Leder, ist selbst Haut mit ausgefransten Rändern, beschwört die eigene Seele wie Gespenster aus einer anderen Sphäre. Solche, die auf Haut vor Haut wie mondbeschienen vor Finsternis fliehen und weiße Feuerzungen nach sich ziehen. Als zugeschnittene Luftpostpapiere materialisieren sie sich wie flüchtige Naturschauspiele, kragen aus in feine Maserungen, mit Acryl gezeichnete Verflechtungen. Die ihnen zu eigene Formensprache bildet zu den Edelstahlgravuren Analogien, scheint kindlicher Fantasie zu entspringen, gleicht comichaften Aufnähern. Archaische Bilder, die ein Gegengewicht zu Materialismus und Zweckrationalismus bilden, Menschen zu ihren Wurzeln zurückführen.

Der Ausstellungstitel „Schutz vor Verwundung“ spannt den Bogen zu Joseph Beuys, insbesondere zum Werkkomplex „Zeige deine Wunde“ im Münchener Lenbachhaus. Vergleichbar der Hirsche bei Beuys finden sich bei Steffen Jopp Zwiewesen mit fein verzweigten Außenorganen, die taktil in die Umgebung ausgreifen, auf mystische Weise mit der Natur verbunden scheinen. Ihre formalen Entsprechungen, welche gemeinsam mit den ausgeschnittenen Gestalten ein unversehrtes Ganzes bilden, sind zugleich Überbleibsel wie Protagonisten, wenn sie als Reliefs auf Millimeterpapier sitzen. Jopp setzt verglichen mit Beuys zeitgenössische Materialien ein, verwendet Leder statt Filz, Edelstahl statt Kupfer, welche Haut schützen, isolieren, Energien leiten. Mit alchemistischer Genauigkeit vermitteln seine Werke zwischen Irdischem und Geistigem, dringen vor bis an den innersten, in seiner Form entblößten Kern. So ist das aufgeklappte Interface nicht wie sonst als Visier vernietet, sondern zum Paneel in die Fläche gebogen. Faltungen und Knicke erzählen von Formverschiebungen, lassen Stahl sich in Wellen wie Pergamentpapier legen. So finden sich in spiegelndem Glanz auf den zweiten Blick Verletzungen scheinbar perfekter Oberfläche, wenn ein Fries aus gravierten Flammen sich von den Rändern zur Mitte hin frisst, glänzende
Offsetfarbe mäandert, sich ausgehend von Brandmalen, Verschweißungspunkten ihren Weg sucht und sich als Geflecht aus feinen Äderchen gleich einer Sepsis im Körper ausbreitet. Mit weit aufgerissenen Augen, Mündern, die als Cut-Outs in die Leere weisen, blicken die Betrachter*innen in ihre eigenen scherenschnittartigen Gesichter.

Angesichts drohender Klimakatastrophe scheint eine Rückbesinnung auf die Natur dringend notwendig, vergiftet ungebrochenes Wirtschaftswachstum die Erde wie ein Krebsgeschwür. Was schützt uns in Zukunft vor toxischer Luft, ungenießbarem Wasser, wiederkehrenden Pandemien? Filigrane Visiere, operative Eingriffe? Oder werden wir gar nicht mehr das Haus verlassen können? Schon heute bilden Avatare in digitalen Räumen eine zweite Haut, sind mit der eigenen Identität untrennbar verbunden, wird das Metaverse uns vielleicht gänzlich zu körperlosen Wesen wandeln. Unsichtbare Visiere, die wir in gesellschaftlicher Maskerade schon heute tragen, unter der das wahre Ich verborgen bleibt. Je länger die Visiere aber aufliegen, desto tiefer schneidet die Welt mit ihren scharfen Kanten in das weiche Fleisch. In der Ausstellung bilden die stählernen Hüllen Schnittstellen, Interfaces, findet die Betrachtung analog statt, kommt das Feedback digital zurück. Auch wenn Jopps Kunst sich verwundbar zeigt, ist bereits die Heilung als Ergebnis eines transformatorischen Prozesses der Erneuerung einbegriffen. Als Zukunftsvisionen, die im Jetzt wurzeln, im Ich wachsen, Schatten in die Zukunft werfen, aber vielleicht in der Betrachtung zu neuen Früchten reifen.

                                                           
 Text von Julia Stellmann


Steffen Jopp, 1991 in Iserlohn geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Als Meisterschüler von Prof. Gregor Schneider hat er von 2016- 2022 sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf abgeschlossen.

Jopps künstlerische Praxis dreht sich um Themen wie Verletzlichkeit und Selbstschutz und spiegelt seine Auseinandersetzung mit der menschlichen und globalen Verfassung wider. Seine Werke stellen oft gesellschaftliche Normen infrage und tauchen in persönliche Emotionen ein.

Im Jahr 2018 erhiehlt er das DAAD-Reisestipendium für sein Studium am Kolleg für Musik und Kunst in Montepulciano, Italien. Zu seinen bisherigen Einzelausstellungen gehört zuletzt "SERUM" im STUDIO FOR ARTISTIC RESEARCH in Düsseldorf (2022), zu seinen Beteiligungen an  Gruppenausstellungen der "Salon der Gegenwart" in Hamburg (2022). Jopps künstlerisches Schaffen wurde auch in verschiedenen Katalogen dokumentiert. Seine Werke wurden international präsentiert, unter anderem im Sanshang Museum of Contemporary Art in Hangzhou, China (2019).









Wed - Fri  12 - 6pm
Saturday   12 - 4pm
contact@deuxdeux.de
+49 175 1644526
+49 179 1050088
                      NV
                      X2