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Ossian Fraser
Dissolving Acts

24 February -  6 April 2024


Ungewöhnliche bildhauerische Setzungen und poetische Neuvermessung mittels Fotografie sind die künstlerischen Prinzipien Frasers, denen auch die Konzeption dieser Ausstellung bei nouveaux deuxdeux folgt. Dabei ergeben sich seine Werke aus einer behutsamen und sukzessiven Schichtung von Beobachtungen und bildhauerischen Eingriffen, womit er antagonistische Bedeutungsebenen miteinander zum (stillen) Klingen bringt. Möchte man diese Schichten entblättern ist ein aufmerksames und langsames Einsehen gefordert, ein dialogisches Entschlüsseln, um die nicht leicht zu verbalisierende Bereiche seiner Kunst einzukreisen.

Dabei tastet sich Fraser selbst langsam an seine Bilder heran. Für seine flüchtigen, gelegentlich auch dauerhaften, In-Situ-Eingriffe benötigt der Künstler nur wenige Werkzeuge, kaum Materialien, aber immer mehr Zeit als den berühmten fotografischen Moment.
Seine Bilder sind keine „Schule eines Augenblicks“, sie dehnen dieses Nu aus, um vielmehr den zugrundeliegenden bildhauerischer „Fortgang“ zu akzentuieren. Somit werden das Formen von Staubkreisen, der Bau eines Schneekubus, der Entfernen von Moosen an einer Felswand oder auch die Kondensation des Atems an einem Fenster zu den eigentlichen Motiven.
Obwohl immer real und vor Ort sichtbar, entstehen diese Interventionen aus der Perspektive ihrer fotografischen Dokumentation. Im Zusammenspiel aus Präzision, Sensibilität und materieller Bescheidenheit besetzt Fraser damit eine hybride Position zwischen Bildhauerei und Fotografie. Dadurch verschränken seine Bilder divergierende Zeithorizonte miteinander: Festgehalten in der fotografischen Belichtungsdauer sehen wir das multiperspektivische Rotieren eines Objektes, das Schmelzen von Schnee, das mühsame Entfernen von Ablagerungen oder auch eine elliptische verlaufende Lichtspur. So sehen wir all das, was schon da gewesen ist, die Geschichte und Präsenz eines Ortes, aber zugleich wird auch die Spur einer möglichen Zukunft offenbar. Wie eine Melodie, bei der wir auch nur einen Ton im Moment hören, den vorigen noch im Sinn haben und das mögliche Nachfolgende antizipieren können, so dass sich daraus eine Melodie formt.

Dieses faszinierende Spiel mit Gegensätzen setzt sich auch in den Motiven selbst fort. Hier stehen Frasers geometrische Markierungen der vorgefundenen Umgebung seiner Schauplätzen gegenüber. Seine Kreise, Quadrate, rechteckigen Wandstücke, sind elementar menschliche „Erd-messungen“, Geometrie, die uns in gedankliche Zwickmühlen stupsen: Was macht ein Quadrat auf felsigem Untergrund? Wieso suchen wir geometrische Ordnung im urbanen Chaos? Warum kreisrunde, rechteckige Ausschnitte im White Cube? Lässt sich formlose Materie, wie Staub oder Gas, zu einem präzisen Bild wandeln?
Und wie verhält sich diese bildhauerische Determination zum Chaos unserer urbanen oder auch kosmologischen Umgebung?

In diesem gedanklichen Hin-und-Her wird Frasers Freude am bildhaften Erforschen deutlich, sein Glaube an das unentdeckte fotografische Neuland, welches er sich mit seinen skulpturalen Interventionen erschließt. Durch den Verzicht auf überbordenden Gesten und materielle Exzesse, zeigt sich in diesen Bildern eine faszinierend eigensinnige Haltung, eine Bestimmtheit und komplexe Einfachheit, eine Überzeugung und stille Konsequenz, die uns auf ein elementares „Zeitbewusstsein“ verweisen.


„Wenn ich auf den langen täglichen Gängen zurück ins Camp völlig in meine Gedanken versunken bin und mein Verstand von Wind und Wellen reingewaschen ist, überkommt mich manchmal das Gefühl, im Mittelpunkt eines Kreises zu stehen, gleich weit entfernt von allen meinen vergangenen und zukünftigen Lebensphasen. Eine Empfindung, die bald auch auf die Landschaft und die Felsformation überschwappt; völlig vertieft in ihre Geschichte sehe ich dann, dass die Ereignisse der Vergangenheit noch immer gegenwärtig sind, und habe sogar das Gefühl, dass sie sich eines Tages wie in einer schönen Offenbarung erneut abspielen könnten. Es ist ein Blick nicht in die Zeitlosigkeit, sondern in die Zeitbewusstheit, den mir dieser Eindruck gewährt, ein Bewusstsein, dass die Welt von der Zeit, oder besser, aus Zeit gemacht ist.“

Marcia Bjornerund


                                                                                                                                                - Text von Christian Ganzenberg



Ossian Fraser, 1983 in Edinburgh, Schottland, geboren, ist ein Künstler, der an der Grenze zwischen Fotografie und Skulptur arbeitet. Er studierte an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn und an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin, wo er 2014 als Schüler von Prof. Albrecht Schäfer seinen Meisterschülerabschluss machte.
Heute lebt und arbeitet er zwischen Berlin und München. Fraser erhielt Stipendien von der Stiftung Kunstfonds Bonn und der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung und war Resident bei der Artist Residency 2735 in der Schweiz.
Seine Arbeiten wurden unter anderem im Kunstverein München (2023), dem Kunsthaus Erfurt (2023), dem Museum für Kunst in Rockenhausen (2022), in der Galerie der Künstler*innen in München (2022), im Kunstverein Arnsberg (2015, 2020 und 2021), im KINDL - Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin (2018) gezeigt.
Er ist Mitbegründer des Salon am Moritzplatz, einem Projektraum für sozialen und kulturellen Austausch im Herzen Berlins.















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